Hotelier des Jahres

Es war einmal… ein ganz normaler Sommerabend im Jahr 1977

.., als ein kleines Mädchen im Speisesaal so laut geschrien hat, dass sich ihre Eltern fast schämen mussten. Der junge Hotelier Martin Vogel konnte die peinliche Lage entschärfen, indem er dem Kind versprach, ihm ein Märchen zu erzählen, wenn es schön brav sei. Das funktionierte dann auch. So gut, dass das Mädchen jeden weiteren Abend eine Gutenachtgeschichte erzählt bekam.
Es blieb nicht bei dieser einen Geschichte, denn der Märchenonkel erzählte danach über fünfunddreissig Jahre lang tagtäglich ein spannendes Märchen. Seit 10 Jahren dürfen wir beide das tun, im modernen Job-Sharing. Nadja als Märchenfee und Patric als Märchenonkel, schön abwechslungsweise. Parallel dazu findet gleichzeitig eine «Gegenveranstaltung» zum Märchen statt, nämlich das Weinmärchen. Hier kommen die grösseren Gäste zum Zuge. Nebst der Degustation der aktuellen Tagesweine wird auch die eine oder andere Anekdote rund um den gegorenen Saft serviert. Das alles ist kein Märchen, sondern wunderschöne Realität.

Und gleichzeitig ein Beispiel, wie aufgrund eines Kundenbedürfnisses das Angebot angepasst, erarbeitet und letztlich zum Erfolg geführt werden konnte. Wir verstehen dies als eines der Kernelemente in der innovativen Hotelbranche. Laufend nicht nur sich selber und die Prozesse hinterfragen, sondern auch darauf achten, ob und wie die Bedürfnisse des Gastes sich im Laufe der Zeit verändern.

So mag ein Telefon und eine Minibar auf dem Zimmer heute vielleicht nicht mehr so wichtig sein wie vor ein paar Jahren, dafür sind andere Dinge – wie sagt man so schön? – «systemrelevant» geworden. Vielleicht ist es ein funktionierendes Hygienekonzept, vielleicht eine schnelle Internetverbindung. Wir wissen das nicht immer. Manchmal reagieren wir auf einen Trend und schwimmen mit. Manchmal möchten wir zu den Firstmovern gehören und manchmal verpassen wir es ganz. Und manchmal gelingt es uns vielleicht sogar, etwas loszutreten. Hilfreich ist dafür eine gelebte von-unten-nach-oben-Kultur in der Ideenfindung. Schon lange sind wir der Meinung, dass nicht nur die Chefetage kreative Neuigkeiten hervorbringen sollte, währendem unheimlich viel Potential in allen Mitarbeitern schlummert. Dieses will geweckt, gefördert und entwickelt werden. Im Märchenhotel ist jeder Mitgastgeber und jedes Mitgastgeberin dazu angehalten, pro Saison mindestens eine Idee einzureichen. Ein Gremium entscheidet, was dann umgesetzt wird.

Unter anderem ist durch dieses Verfahren unser Märlibaum entstanden. Und auch die Rutschbahn in der doppelstöckigen Familien-Suite «1001 Nacht» stünde ohne diese Kultur wohl nicht.

Gästebedürfnisse verändern sich. Als wir anfingen, uns konsequent auf die Sparte «Hotel für Familien mit Kindern» zu konzentrieren, kannte man den Begriff von Kitas noch nicht so richtig. Heute gibt es tausende Kitas in der Schweiz.  Dies hat natürlich einen Einfluss.

Wenn das der Fall ist, sind wir glücklich. Dass wir in diesem Jahr die Auszeichnung «Hotelier/ère des Jahres» erhalten haben, macht uns etwas demütig, aber ebenfalls sehr glücklich. Es bestätigt uns, dass wir den richtigen Weg gewählt haben. Als Paar gewählt worden zu sein bestärkt uns zudem darin, genau so weiterzumachen. Und zu guter Letzt: ein grosses Herz für Kinder zu haben kann nie falsch sein. Im schnelllebigen Arbeitsalltag geht der gesamtheitliche Blick oft verloren. Da hilft ein Blick in einen unserer Feedback-Bogen. Dort hat es extra Platz für Kinder-Feedback. Und was da manchmal steht, rührt uns oft zu Tränen. Doch davon möchten wir nicht erzählen, das bleibt verschlossen. Lieber nutzen wir das kleine Scheinwerferlicht, in dem wir für kurze Zeit stehen dürfen, für eine Botschaft: Seien wir zwischendurch mal wieder ein klein wenig Kind. Lasst uns ein bisschen verrückt sein, lasst uns öfters im Moment leben und lasst uns Träume haben. Lasst uns die Welt zwischendurch aus Kinderaugen betrachten. 

Märchenhafte Grüsse

Nadja und Patric Vogel